Aufsatz in Zeitschrift

Marktdominanz von Google, Amazon und Co.: Diktieren die Internetfirmen die Regeln?

Justus Haucap, Christiane Kehder, Christian Kersting, Sebastian Dworschak, Alexander Skipis, Ralf Müller-Terpitz
ifo Institut, München, 2014

ifo Schnelldienst, 2014, 67, Nr. 16, 03-14

Verfügen die Internetfirmen über eine marktbeherrschende Stellung und über einen vom Wettbewerb nicht mehr zu kontrollierenden Spielraum? Nach Ansicht von Justus Haucap, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, und Christiane Kehder, Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg, zeigt der hohe Anteil an generischen Suchanfragen und der hohe Anteil im Markt für Online- Werbung bei Google eine gewisse Marktmacht, die ihren Kern in der von Google analysierten Datenmenge und der Kombination verschiedener Daten hat. Die der Europäischen Kommission in diesem Jahr von Google angebotenen Zusagen weisen aber in die richtige Richtung. Amazon betreffend, sei das Online-Unternehmen zwar ein bedeutender Teilnehmer am deutschen Buchhandel, jedoch bei weitem kein Monopolist. Das Problem für den stationären Buchhandel bestehe eher im Strukturwandel, den die Digitalisierung auslöst und der durch Amazon lediglich symbolisiert werde. Christian Kersting und Sebastian Dworschak, Heinrich- Heine-Universität Düsseldorf, sehen Google nicht in einer marktbeherrschenden Stellung. Die Vielzahl von Mitbewerbern, das Nichtbestehen direkter Netzwerkeffekte, das Fehlen von Wechselkosten für Nutzer sowie der hohe Innovationsdruck sprechen dagegen. Für Alexander Skipis, Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V., ist es Fakt, dass Amazon auf dem Weg ist, weltweit auf dem E-Book- Markt und mittelfristig möglicherweise auch im deutschen Buchmarkt eine marktbeherrschende Stellung einzunehmen. Insbesondere im E-Book-Sektor entfalte sich bereits jetzt die Marktmacht von Amazon gegenüber den Verlagen verheerend und zerstöre Strukturen, die Qualität und Vielfalt der Kultur gewährleisten. Nach Meinung von Ralf Müller-Terpitz, Universität Mannheim, versuchen Google, Amazon und Co., die geschäftlichen Spielregeln nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Sie stoßen dabei aber bereits heute an rechtliche Grenzen und zudem auf eine Rechtsanwendungspraxis, die durch wachsendes Problembewusstsein und den Willen zur Fortentwicklung des Rechts gekennzeichnet sei. Der europäische und der nationale Gesetzgeber bleibe allerdings aufgefordert, die weitere Entwicklung aufmerksam und kritisch zu begleiten, um Märkte offen zu halten, inhaltliche Vielfalt zu sichern und die Daten der Bürger besser zu schützen.

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Zeitschrift (Einzelheft)
ifo Institut, München, 2014