Aufsatz in Zeitschrift

Die tschechische Wirtschaft: Vorbild für einen erfolgreichen Systemwechsel?

Marga Jennewein
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 1994

ifo Schnelldienst, 1994, 47, Nr. 31, 25-34

Die tschechische Wirtschaft und damit auch die Regierungslinie, die seit 1989 unter der Führung des damaligen Finanzministers der CSFR und jetzigen Ministerpräsidenten der tschechischen Republik Vaclav Klaus implementiert und in ihren Grundprinzipien beibehalten wurde, gilt bei internationalen Beobachtern als das Musterbeispiel für eine erfolgreiche Strategie der Systemtransformation, ähnlich wie die Bundesrepublik Deutschland der Nachkriegsjahre für den Wiederaufbau eines Industrielandes oder die südostasiatischen "Tiger" für den Take-Off von Entwicklungsländern. Das "tschechische Wirtschaftswunder" ist längst zum Verkaufsschlager geworden. Der tschechische Industrieminister versäumt kaum eine Gelegenheit, die westeuropäischen Länder von ihrer "Sozialstaatsmentalität" zu warnen. Die Prager Transformationsexperten reisen als Vertreter ihres erfolgreichen Weges durch ihre östlichen Nachbarstaaten und vermarkten ihre Reformerfahrungen. Diese verbindet man in der Regel mit einer strengen makroökonomischen Stabilisierungspolitik, dem Einsetzen einer Schocktherapie mit restriktiver Geld- und Kreditpolitik, strengen Lohnkontrollen und einem rigorosen Zurückziehen des Staates aus der Wirtschaft, also kurz zusammengafaßt einer "Marktwirtschaft ohne Adjektive".

Schlagwörter: Tschechische Republik, Volkswirtschaft, Beschäftigungseffekt, Lohn, Privatisierung, Produktivität, Unternehmen, Bank, Systemtransformation